Wollen wir nach den Wolken sehen? Gwins Stimme bebte vor Vorfreude. Als Antwort brüllte Shari ihre Zustimmung Richtung Himmel. Sie schlug kräftig mit den Flügeln und im Aufwind gewannen sie schnell an Höhe. Gwin spürte die wilde Freiheit in ihr aufwallen und kreischte begeistert auf. Sie kamen den wenigen Wolken näher und näher und die Akademie unter ihnen wurde immer kleiner. Bald schon war sie zu einem winzigen Punkt zusammengeschrumpft und schließlich gar nicht mehr zu erkennen. Als sie in die erste Wolke eintauchten, legte Shari sich in eine Kurve und ließ sich eine Weile vom Wind tragen. Gwin schloss genüsslich die Augen und ließ den Wind durch ihre Haare wehen. Sie breitete die Arme aus und streckte sich. Fliegen ist Freiheit.. Shari schnurrte zustimmend. Und hier oben ist es so ruhig. Bei diesen Worten verzogen sich Gwins Lippen zu einem leichten Lächeln.
Nachdem die beiden ausgiebig mit dem Wind gespielt hatten ließen sie sich zufrieden auf einer Windströmung Richtung Boden treiben. Das Schulgebäude war bereits wieder deutlich zu erkennen, ebenso wie die kleinen Gestalten der Schüler und Lehrer und die etwas größeren ihrer Drachen. Auf dem Schulhof konnte Gwin eine Person erkennen. Arran? Grinsend nahm sie ihren Bogen, zog einen Pfeil aus dem Köcher. Grinsend musterte sie die Worte entlang des Holzstabs - Mahagoni, ihr Lieblingsholz. Lust auf ein kleines Gespräch? Wird nicht lange dauern.. G Sie hatte immer mindestens einen davon in ihrem Köcher. Sie spannte den Pfeil in den Bogen und zielte. Sie ließ den Pfeil los und beobachtete, wie er auf den Boden zu raste und sich direkt vor Arran in den Boden einschlug. Gespannt wartete sie auf seine Reaktion.
Während Arran über den Schulhof auf das Eingangstor zuschlenderte, hörte er plötzlich wie etwas blitzschnell an seinem Ohr vorbeisauste und direkt vor ihm in den Boden einschlug, dort wo keine Sekunde später sein rechter Fuß gewesen wäre. Es war ein Pfeil und Arran wusste auch von wem. Er bückte sich, zog den Pfeil aus dem Boden und las die Gravur darin. Lust auf ein kleines Gespräch? Wird nicht lange dauern.. G Nur eine Person auf der ganzen Akademie nutzte Pfeile aus Mahagoni, um durch sie eine Nachricht zu verschicken und nur zwei Personen wussten, dass mit dem 'kleinen Gespräch' nicht das gemeint war, was eigentlich erwartet wurde. Anzüglich grinsend blickte Arran nach oben. Die Sonnenstrahlen machten es zwar fast unmöglich, aber er konnte leicht die Silhouette eines Drachen erkennen und wusste dass es Shari war, die Gwin auf sich trug. Leise, als würde er ein Selbstgespräch führen, flüsterte Arran in die Luft hinein: "Aber klar doch. Wo und wann?" Er wusste, dass Gwin es durch ihre Gabe hören würde und so wartete er an die Wand neben dem Eingangstor gelehnt auf sie.
Gwin hörte die gewisperten Worte und grinste. Würdest du mich beim Eingangstor absetzen? Shari schnaubte, doch sie akzeptierte Gwins 'Freundschaft' mit Arran. Leicht knurrend beugte sie sich nach vorne und begann einen raschen Sinkflug. Als beide fast senktrecht auf den Boden zurasten, jauchzte Gwin erfreut auf. Kurz über dem Boden breitete Shari die Flügel auf und bremste fest ab. Sie hielt das Gleichgewicht und setzte erst die Hinterbeine, dann die Vorderbeine ab und legte die Flügel an. Sie senkte sich langsam herab, sodass ihre Reiterin von ihrem Rücken steigen konnte. Diese schob ein Bein über den schuppigen Rücken und rutschte von Shari herunter. Sie ging um sie herum und blieb neben ihrem Kopf stehen. Die Drachendame schnaubte ihr leicht ins Gesicht und pustete ihr über den Kopf. Wir sehen uns dann später? Gwin nickte und trat dann einige Schritte zurück als Shari wieder in die Lüfte aufstieg und davonflog. Sie trat an Arran heran und lehnte sich soweit vor, dass ihr Atem über sein Ohr und seinen NAcken strich. "Ich wollte in die Bibliothek.."
"Von mir aus! Mal etwas belehrend.", entgegnete Arran, nahm Gwin dann bei der Hand und führte sie ins Innere des Gebäudes in Richtung Bibliothek. "Heute hast du Glück, da mein Hemd sowieso schon in Fetzen hängt, darfst du es auch zerreißen." Grinsend blickte er ihr in die Augen und zusammen liefen sie schnellen Schrittes zum Bücherhort in der Hoffnung dort keine Schüler vorzufinden.
Bei Arrans Worten konnte sie fühlen, wie der Hunger in ihr erwachte. Er breitete sich ganz in ihrem Körper aus und eine kribbelige Vorfreude mischte sich damit. Mit schnellen Schritten folgte sie Arran Richtung Bibliothek.
Zum ersten mal Betritt Liinary den Schulhof. Eigentlich dachte sie es wären dort eine Menge Menschen und sie hat etwas Panik vor dem Eingang geschoben. Lucaris schnaubte. Sie hatte Liinarys Unsicherheit bemerkt und ist ihr nicht von der Seite gewichen. Liinary sah sich um. Es war für sie das erste mal in einer so großen Schulanlage zu sein. Aber es war eine Abwechslung für sie. Denn ständig nur Wiesen und Felder zu sehen, war für sie doch etwas langweilig geworden. Ihr war bewusst, dass sie diese Anblicke und die mit ihr verbundene Ruhe bald vermissen würde... Doch jetzt wollte sie sich allein auf ihr neues Zuhause einstellen, denn das war das wichtigste. Lucaris lief mit Liinary über den Schulhof und genau wie ihre Herrin bestaunte sie die großen und mächtig wirkenden Gebäude...